Gedenktafel für Mathilde Jacob

Für die Vertraute von Rosa Luxemburg - mit Platzbenennung am Rathaus Tiergarten

Platz vor dem Rathaus Tiergarten

Heinz Knobloch hat mit seiner einfühlsamen Studie der Sekretärin Rosa Luxemburgs, Mathilde Jacob, unter dem Titel “Meine liebste Mathilde” (Buchverlag Der Morgen. Berlin 1985) ein Denkmal gesetzt. Er brachte den Namen und die besondere Leistung dieser Frau ins Licht der Öffentlichkeit. Sie war eine sehr enge Vertraute von Rosa Luxemburg, die sie z.B. während ihrer langen Haftzeit intensiv unterstützte – auch durch Ein- und Ausschmuggeln von Texten aus der Zelle. Nach Luxemburgs gewaltsamem Tod mit anschließender Versenkung im Landwehrkanal im Januar 1919 war es Mathilde Jacob, die wesentlich zur Rettung ihres schriftlichen Nachlasses beitrug, der mit Hilfe von Freunden bis in die USA gelangte. Knobloch stellte dazu umfangreiche Nachforschungen an und nahm Kontakt mit Angehörigen auf, was Anlass für weitere Studien von anderer Seite wurde.
Mathilde Jacob lebte im Bezirk Tiergarten von Berlin und wurde als Jüdin 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie im April 1943 zu Tode kam. Knoblochs Buch erschien in Ost- und Westberlin parallel und erlebte mehrere (Neu-)Auflagen, 1997 auch als Taschenbuch im Fischer Verlag Frankfurt.

Zu 50. Todestag von Mathilde Jacob fand im April 1993 in der Dorotheenstädtischen Buchhandlung in Moabit eine Gedenkveranstaltung mit über 80 Personen statt, bei der Heinz Knobloch aus seinem Buch las und über weitere Entdeckungen zu Mathilde Jacob berichtete. Dies war der Anstoß für Überlegungen, wie Mathilde Jacob auch in ihrem Heimatbezirk angemessen geehrt werden könnte. Im Juni 1995 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Tiergarten die Benennung des Rathausvorplatzes nach Mathilde Jacob. Die städtebauliche Umsetzung des Vorhabens zog sich jedoch längere Zeit hin, da zunächst die notwendigen Finanzmittel fehlten und außerdem die konservative Opposition deren Realisierung zu verhindern suchte. Sie strebte ein Bürgerbegehren gegen die Benennung des Platzes an, was aber an mangelnder Teilnahme scheiterte. Die Befürworter der vom Buchhändler Klaus-Peter Rimpel eingeleiteten “Initiative Mathilde Jacob” fanden dagegen prominente Unterstützung. Nach einer stark besuchten Veranstaltung in der Akademie der Künste im Tiergarten, bei der Walter Jens eine Laudatio hielt und Jutta Wachowiak aus einem Theaterstück zum Thema las, unterzeichneten u.a. Wolfgang Thierse, Lea Rosh, Margarethe von Trotta und Heinz Knobloch den Aufruf, den Platz vor dem Rathaus Tiergarten bald öffentlich einzuweihen.
So konnte der damalige grüne Bürgermeister von Tiergarten, Jörn Jensen, schließlich im Januar 1997 die Gedenktafel am Mathilde-Jacob-Platz 1997 enthüllen. Er hob in seiner Ansprache hervor, dass es wichtig sei, “dort zu gedenken, wo Einzelne gewirkt haben. Mathilde Jacob lebte jahrzehntelang in Tiergarten”. Die Einweihung war auf den 27. Januar gelegt worden, den Holocaust-Gedenktag. Heinz Knobloch nahm daran ebenfalls teil und las am Abend im Saal der Bezirksverordneten-Versammlung (Berliner Morgenpost v. 27.1.1997).